Ziegengatter.

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Damion

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Re: Ziegengatter.

von Damion am 28.06.2016 13:50

"Das hab ich auch nicht gesagt. Der Fall war nur sicherlich nicht unschmerzhaft.", merkte ich an und nahm meine Hand weg, als sie meinte, ich solle sie nicht anfassen. Leise seufzte ich und ging erst einmal mit ihr wieder hoch, ließ mich ins Heu fallen und überlegte, wie ich richtig anfangen sollte. Die Erinnerung war schon etwas älter gewesen. Mittlerweile war Emily öfter bei Grandma und ihr passierte deswegen kaum noch etwas. Und wenn, verhinderte entweder ich oder jemand anders das. 
Kurz fuhr ich mir mit beiden Händen über mein Gesicht. "Ist schon etwas länger her.", setzte ich dann an und fing wieder an, mir eine Kippe zu drehen. Wow, sich erinnern und sehr viel Rauchen. Mehr Klischee ging doch nicht.
Ich lehnte den Kopf nach hinten an die hölzerne Wand und begann zu erzählen:"Mein Dad hat sehr viel getrunken. Emily wollte damals unbedingt raus gehen. Meine Mum war nicht mal eine ganze Woche tot. Meine Schwester hat ihren Tod nicht sonderlich gerafft, weil sie sie auch so gut wie nie zu Gesicht bekam. Dad versank in seinem kleinen Loch aus Schuldgefühlen. Vom Vodka bekam man ihn nicht los. Naja, wie dem auch sei, er war hacke und das vom Feinsten. Em wollte raus, hat ihn angefleht mit ihr rauszugehen. Es hat ihn nicht genervt. Er holte aus und schlug zu. Bevor er noch einmal drauf hauen konnte, bin ich dazwischen gegangen. Ich kam grad erst nach Hause. Danach hab ich sie nicht mehr mit ihm alleine gelassen. Er schlug mehr als nur einmal zu und wenn ich zu spät kam, traf es Em." 

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Lex

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Re: Ziegengatter.

von Lex am 27.06.2016 18:14

"Ja, geht scho, ich bin nicht aus Zucker", antwortete ich ihm, wobei man bei meiner Statur durchaus denken könnte, dass ich mir sämtliche Knochen gebrochen hatte. An mir war nicht viel dran, ich war zu zierlich für mein Alter und meine Größe, hasste mich dafür, schaffte es aber auch nicht, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Ich schämte mich für meine Hüftknochen, die weiter hevorstanden als mein Bauch und mochte es nicht, dass meine Rippen sich abzeichneten. Als Damion mir von seiner Schwester erzählte, bis ich mir auf die Unterlippe. "Und der andere, dein Vater? Wieso?" Weshalb ich diese Frage stellte, war mir nicht klar. Oder doch. Ich wusste, weshalb mein Vater so zu mir war. Wenn ich respektlos war, eine scharfe Zunge hatte, nicht funktionierte, wie ich sollte. Aber ein unschuldiges Mädchen. Was konnte sie groß falsch machen? Der Alkohol. Eine einfache Antwort. Ich wusste genau, weshalb ich ihn verabscheute. Genau aus diesem Grund: Kontrollverlust. Dass er mich anfasste, mochte ich nicht und zog den Arm weg. "Nicht anfassen", nickte dann aber, "Schon gut, ich komm da alleine wieder hoch"

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Damion

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Re: Ziegengatter.

von Damion am 27.06.2016 18:06

Sie riss sich los. Innerlich seufzte ich etwas, sagte aber nichts dazu. "Geht's? Wegen deinem Rücken, mein ich.", versuchte ich mich zu versichern und sah ihren Zustand. So, wie sie gerade aussah, ging es mir die meiste Zeit. Auf ihre Frage hin nickte ich. "Ja, war sie. Sie ist vor nicht mal 4 Tagen fünf geworden.", teilte ich ihr mit und fuhr mir mit der einen Hand durch die langen Haare.
Etwas unsicher - ich war nicht sonderlich gut in so was - legte ich meine Hand ohne sonderliche Gedanken auf ihren Arm. "Soll ich dich wieder hoch bringen? Da ist's wärmer." 

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Lex

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Re: Ziegengatter.

von Lex am 26.06.2016 19:29

Ich hatte nicht wirklich wahrgenomme, dass ich gefallen war, checkte nur, dass Damion an meinem rechten Hangelenk riss und mit mir redete. "Was? Ich...", zuerst befreite ich mich aus dem Griff und merkte, dass ich mich selbst unheimlich zerkratzt hatte. Scheiße, sowas war mir noch nie passiert. Schnell setzte ich mich auf und fuhr mir übers Gesicht. Das war zu strange, um überhaupt wirklich gewesen zu sein. Mein Rücken schmerzte, das Heu hatte den Aufprall gedämpft, aber eine Wucht hatte es trotzdem gehabt. "Schmerz ist relativ", antwortete ich ihm darauf und zog die Beine eng an mich. "War...war das deine Schwester?", fragte ich dann trotzdem nach einem Augenblick, kniff die Augen zusammen und fühlte, wie ich selbst eine schallende Ohrfeige bekam. So einen Schmerz, so ein Geräusch, so etwas vergas man nicht, doch ich durchlebte es ständig. Immer und immer fort. 

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Damion

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Re: Ziegengatter.

von Damion am 26.06.2016 19:19

"Scheiße..", murmelte ich leise, verdrängte die Gedanken und Bilder, die in meinem Kopf herum schwirrten. Ich rappelte mich auf und sah nach Lex, die in einen Heuhaufen gefallen war. 
Ohne drüber nachzudenken war ich runtergesprungen, landete auf meinen Füßen und ging zu ihr rüber. Schnell hatte ich ihre Hand genommen und hielt sie davon ab, ihr Handgelenk weiter zu zerkratzen. "Lass das.", meinte ich eindringlich und sah sie sanft an. "Ich weiß nicht, was los ist, aber lass das. Das tut nur noch mehr weh."
Ja, auch davon konnte ich ein Lied singen. Ich weiß nicht, was es war, doch war mir Lex eigentlich sympathisch, so wollte ich nicht, dass sie was von meinen Gedanken erfuhr. Sie hatte selbst genug mitgemacht und musste sich da nicht auch noch um meinen Stress, den ich erlebt hatte, kümmern oder dem gar zuhören.  

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Lex

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Re: Ziegengatter.

von Lex am 26.06.2016 17:02

Kaum hatte ich mich fertig angezogen, trafen mich Damions Erinnerungen mit voller Wucht. Wie ein Fim lief das ganze vor meinen Augen. Schnelle, aber klare Bilder. ich kniff die Augen zusammen und versuchte den Fluss an Erinnerunge zu stoppen, allerdings brachte das nicht viel. Ich war gerade einfach nur machtlos. Als ein Bild aufflackerte, indem ein kleines Mädchen einen Schlag abbekam, riss ich die Augen auf und taumelte zurück. Die Kleine erinnerte mich an mich selbst. Auch wenn mein Vater nicht trank. Er war betrunken, ja. Trunken vom Krieg. Ich stolperte über meine eigenen Beine und fiel rückwärts vom Heuboden, landete aber Gott sei Dank unten im Heuhaufen. Mein Herz klopfte zum Zerspringen in meiner Brust, unbewusst fing ich an panisch an der Narbe an meinem Handgelenk zu krazten. So sehr, dass ich mich dabei zerkratzte. 

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Damion

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Re: Ziegengatter.

von Damion am 26.06.2016 16:54

In Gedanken versunken kamen wieder Bilder, die ich verdrängen wollte. Bilder, von meiner Mum, wie sie tot und mit starren, aufgerissenen Augen in ihrem eigenen Erbrochenen lag. Mein Dad, wie er immer wieder zur Flasche griff. Die Schmerzen, wenn er zu viel getrunken und Emily daraufhin fast zu schlagen begann. Da ich sie immer beschützte, bekam ich einiges davon ab, doch sollte man eines nie tun: Die eigene Tochter schlagen! 
Ich schüttelte den Kopf, rauchte auf und wurde dan Stummel los, so dass uns das nicht abfackeln würde. Doch statt, dass die Erinnerungen erlischten, wurden sie nur noch deutlicher. Ein Unheil, was ich eigentlich nicht tragen wollte. Alte Narben begannen zu brennen, was das ganze nur noch unerträglicher machte. 

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Lex

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Re: Ziegengatter.

von Lex am 26.06.2016 16:06

Ich wollte ja wirklich nicht wissen, was er dachte, aber gerade interessierte es mich irgendwo schon. Er verdrängte einige Gedanken, die für unklar wurden, dass er mich allerdings für stur hielt, fand ich unhöflich. Ich zog die Decke enger um mich, aber weil mir dann doch wirklich kalt wurde, kletterte ich wieder nach unten, blickte kurz hoch, aber Damion schien gedankenveloren, also scherte ich mich nicht weiter darum und ließ meine Klamotten langsam zu Boden gleiten, bevor ich mir trockene überzog. 

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Damion

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Re: Ziegengatter.

von Damion am 26.06.2016 16:00

Ich verdrehte die Augen. Gott, sturer konnte man nicht sein. Ich verdrehte die Augen, drehte die Kippe fertig und zog aus meiner Hosentasche ein altes Zippo, was ich noch von meiner Mum hatte. Aufkommende Erinnerungen verdrängte ich recht schnell und zündete meine Selbstgedrehte erst mal an. Gedankenverloren starrte ich gen Decke und hörte dem Regen einfach nur zu, wie er gegen die Scheibe donnert. Lex' Blick entging mir zwar nicht, doch ging ich nicht darauf ein. Sollte sie beobachten oder nicht, es konnte mir eigentlich egal sein. 

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Lex

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Re: Ziegengatter.

von Lex am 26.06.2016 15:36

"Juckt mich nicht, das bin ich schon", antwortete ich ihm darauf. Es war relativ egal, ob ich krank werden würde oder nicht. Ich war es bereits. Auch wenn es immer hieß, es wäre alles in Ordnung. Ich traute dem Frieden nicht, mich absichern wollte ich allerdings auch nicht. Umkippen und nie mehr wieder aufwachen. Das wollte ich. Mein Blick verfing sich an seiner drehenden Handbewegung. Mein Tabak lag unten in meinem Seesack. Feinster Tabak aus Kuba. Unheimlich teuer, aber mein Grandpa meinte immer, wenn ich schon rauchte, dann wenigstens etwas, das es auch wert ist. Mir fiel auf, dass ich wesentlich schneller im Drehen war als er, aber ich war allegemein recht geschickt. Lag wohl am Zeichnen. 

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