Ziegengatter.
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Re: Ziegengatter.
von Damion am 15.06.2016 18:28Sie antwortete mir nicht. Die Stille breitete sich zwischen uns aus, bis es donnerte. Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen. Ihre Reaktion war wirklich zu niedlich. Das schien sie wirklich zu faszinieren.
Ich ging zu ihr und sah dann ebenfalls aus dem Fenster. "Ich seh's.", gab ich matt wieder und sah nach draußen. Es wirkte alles unglaublich schön. Eine Naturgewalt, die man unmöglich kontrollieren konnte. Lex' Faszination war berechtigt. Wenn Blitze nicht gefährlich wären, würde ich wahrscheinlich raus gehen. Mir war danach einfach im Regen zu stehen. Die Fehler und Sorgen wegspülen zu lassen. Alles zu vergessen und einfach nur da stehen.
Ehe ich etwas zu Lex gesagt hatte, kletterte ich die Treppe runter. "Warte hier, ich komm gleich wieder.", meinte ich und öffnete die Tür des Schuppens. Was sie davon hielt war mir ziemlich wumpe. Langsam schritt ich in den Regen hinaus, streckte die Arme von mir und ließ mich rückwerts ins nasse Gras fallen. Die Tropfen auf meiner Haut fühlten sich wundervoll an. Für einen Moment herrschte in meinem Kopf Glückseligkeit. Ich musste an nichts mehr denken. Es fühlte sie an, als sei ich endlich..frei.
Re: Ziegengatter.
von Lex am 15.06.2016 18:50Meine Augen hingen fest in dem Lichtspekatakel der Blitze. Es faszinierte mich, wie viel Gewalt die Natur doch hatte. Mein Dad sagt immer, dass ich mich vor nichts mehr hüten müsse als vor der unkontrollierbaren Macht der Natur. In solchen Moment wusste ich, weshalb er das zu mir sagte. Die Energie, die sich vor mir entlud, konnte alles zerstören. Ich nickte nur kurz, als Damion meinte, er käme gleich wieder, bekam aber einen halben Herzinfarkt, als er vor mir unten im Regen stand und sich ins Gras fallen ließ. Und da hielte mich jemand für lebensmüde. Irgendwo konnte ich ja verstehen, dass ihn das Wetter anzog. Es ging mir nicht anders, aber das war schon sehr suspekt. Allerdings musste ich zugeben, dass sich die Schwere seiner Gedanken gelöst hatte. Jetzt verstand ich auch, wieso er so reagiert hatte, aber ich konnte keine erste Hilfe und schon überhaupt kein Blut sehen, wenn es nicht meines war. Blutete man, wenn einen der Blitz traf? Wollte ich das überhaupt wissen? Ich zuckte zusammen, als der Donner nur so krachte. Und was sollte ich jeztzt machen? Wirklich nachdenken musste ich nicht, da sich meine Beine schon in Bewegung gesetzt hatte. Ich war recht schnell bei ihm angelangt und sah zu ihm runter. Der Wind peitschte mir meine nassen Locken ins Gesicht und mein weißes Shirt war gänzlich durchsichtig. Immerhin sah man meine Hämatome nicht. "Weißt du, man beschreibt mich ja auch als tollkühn, aber das was du da machst, ist schon nicht mehr tragbar, okay? Ich weiß, dass dieses Gefühl sehr erleichternd ist, aber jetzt stehst du wieder auf und kommst mit"
Re: Ziegengatter.
von Damion am 15.06.2016 19:24Ihren Blick bekam ich nicht mehr mit. Ich lag einfach so im Regen da. Nicht einmal der Donner jagte mir mehr Angst ein. Es war, als sei alles weit weg und könnte mir nichts mehr anhaben.
Meine Augen waren geschlossen und eigentlich wollte ich ihre Worte nicht hören. Hatte sie Angst? Ich öffnete die Lider und sah sie an. "Nein, ich werd nicht aufstehen.", meinte meine Wenigkeit ruhig. Mein Shirt klebte vollends an mir. In diesem Moment taten mir nicht mal die Wunden mehr weh. Langsam setzte ich mich auf. "Wovor hast du Angst?"
Re: Ziegengatter.
von Lex am 15.06.2016 19:32Es war mir eigentlich klar, dass er nicht einfach so aufstehen würde, also setzte ich mich neben ihn. Seine Gedanken rauschten leise in meinem Kopf. Eigentlich wollte ich das nicht, aber diesmal ließ ich es einfach zu. Eine Ausnahme. Ich ließ mich neben ihm ins Gras fallen. "Ich hab vor gar nichts Angst", sagte ich vollkommen ehrlich. Es gab nichts, dass mir Angst machte. Es gab nur Dinge, die mich verunsicherten. Dinge nicht kontrollieren können zum Beispiel. "Du suchst deinen Frieden an den falschen Orten" Ja, musst du gerade sagen, Lex, dachte ich und drückte meine Finger über die deutliche Narbe über der Pulsader.
Re: Ziegengatter.
von Damion am 15.06.2016 19:42Dieser eine Moment sollte mir vergönnt sein. Nur dieser eine. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Ließ mir das Wasser über das Gesicht laufen und lauschte lediglich ihren Worten. "Du weißt nichts über mich, also hör auf, über mich zu urteilen. Das steht dir nicht zu.", meinte ich recht abweisend. Es ging sie nichts an, wo und wie ich meinen Frieden suchte. Vor allem nicht, wenn sie keinen Deut besser war, als ich.
Die Narbe hatte ich bereits vernommen. So eine hatte ich auch, nur, dass meine über tätowiert war. Und da waren sie wieder. Die Gedanken, die mich einholten. Leise seufzte ich. "Lass einfach gut sein." Meine Stimme war nicht mehr abweisend. Lediglich müde und matt. Manchmal verlor ich binnen wenigen Sekunden den Willen weiter zu machen.
Re: Ziegengatter.
von Lex am 15.06.2016 19:52"Ich kann deine Gedanken hören, also halt die Schnauze!", gab ich einen Hauch aggressiv unterlegt zurück. Es war mir gerade egal, dass ich meine Fähigkeit offenbart hatte. Sollte es eben so sein, aber neben mir verreckte sicher keiner. Wobei ich war nur für mich selbst verantwortlich und ich würde hier nicht draufgehen. Nein, wenn ich sterben würde, dann sicherlich, weil ich mir dem in jeder Sekunde bewusst war. Ich war nicht lebensmüde, ich war mir meiner bewusst. "Werd ich auch", entgegnete ich vollkommen distanziert und stand auf. Mein Körper zitterte mittlerweile vor Kälte und alles klebte nur an mir. Sollte er tun, was er für richtig hielt, aber man hatte mir meinen Willen gerade erst heruasgeprügelt. Lektion gelernt. Schließlich ging ich zurück in die Scheune.
Re: Ziegengatter.
von Damion am 17.06.2016 16:59"Und das soll ich woher wissen?", meinte ich nur müde auf ihre aggressive Antwort. Leise seufzte ich. Wieso musste sie mich gleich so angehen? Normalerweise sollten die Leute doch kontrollieren können, wessen Gedanken sie hörten und wessen nicht. Ich stand auf und folgte ihr rein. "Lex, jetzt warte doch mal.", seufzte ich etwas. Diese Distanz. Sie störte mich. Störte mich schon immer. Mit Distanz wollte ich nicht umgehen und kam ich auch eigentlich nicht sonderlich klar.
Langsam folgte ich ihr wieder hinauf. "Entschuldige..", murmelte ich einsichtig, kletterte auf den Heuboden hoch und zog mir das Shirt über den Kopf. Es klebte und fühlte sich einfach nur sehr unangenehm an. Mir war egal, dass Narben zum Vorschein kamen, die sie nichts angingen. Ich machte kein Geheimnis daraus und würde auch jetzt nicht damit anfangen.
Re: Ziegengatter.
von Lex am 17.06.2016 23:09Es interessierte mich nicht, dass er versuchte, mich zu bremsen. Ich hatte meinen Weg unbeirrt fortgesetzt, war schließlich bis unters Dach klettert und saß dort nun auf einem der Stützbalken und ließ die Beine baumeln. Er erschien zwar in meinem Blickfeld, aber ich hatte mich dazu entschlossen, ihn zu ignorieren. Sollte er doch machen, was er wollte. Das war zum Glück ja nicht mein Problem. Meine Klamotten klebten so derben an mir, außerdem klapperte ich vor Kälte schon mit den Zähnen. Super, Tag... Ich lehnte den Kopf gegen das Holz, zog die Beine eng an mich und schlang die Arme darum. Mir war schlecht und über Damion regte ich mich immer noch auf.
Re: Ziegengatter.
von Damion am 19.06.2016 15:25Sie ignorierte mich. Na toll. Also verkacken hatte ich wirklich im Blut. Ich fuhr mir über das Schlüsselbein und kletterte dann noch einmal runter vom Heuboden, zog unten eine versteckte Decke empor und legte sie - wieder oben angekommen - Lex über die Schulter. Sie zitterte deutlich, was die nassen Kleider nicht sonderlich besser machten.
Zwar war ich ein Arsch, das bestritt ich nicht ab, doch wollte ich nicht, dass andere wegen mir halb erfroren oder dergleichen.
Re: Ziegengatter.
von Lex am 19.06.2016 18:29Ich wusste nicht ganz, wie ich darauf reagieren sollte, dass er mir plötzlich eine Decke umlegte. "Danke", erwiderte ich auf die Geste nur höflich. Meinen Anstand verloren hatte ich nämlich nicht. Einer meiner kurzen Blick striff seinen nackten Oberkörper. Die Wunden juckte mich nicht, genauso wenig wie der Rest seines Körper. Ich zog die Beine eng an die Körper und legte den Kof auf den Knien ab. Ich wusste nicht, wie ich mit ihm umgehen sollte, aber mir seine Story reindrücken lassen, darauf hatte ich auch nicht sonderlich Lust. Mir ging es selbst schon beschissen genug, da musste ich mir nicht auch noch den Leidensweg von anderen geben.